So, der März ist nun vorbei und ich habe es geschafft keinen einzigen Beitrag in diesem Monat zu verfassen. Schande über mich!
Was habe ich stattdessen gemacht? Zum Beispiel habe ich mich tiefer in meine neue Lieblingsreihe von George R.R. Martin reingelesen: Das Lied von Eis und Feuer.
Witziger weise könnte ich ebenso meinen Monat März bezeichnen. Die erste Hälfte war geprägt von Eis und Winter (Heimat), die zweite Hälfte von Sonne und Wärme/Feuer (Urlaub im Süden).
Da ich mich ja gerne mit modernen Mythen beschäftige, ist Martin mit seinem genialen Werk natürlich ein nahe liegendes Thema. Sein Roman (und die darauf basierende Serie „Game of Thrones“) ist gespickt mit mythischen Symbolen. Es ist ein Werk, das von seiner Komplexität und Gedankenkraft mit einem Tolkien mithalten kann. Alleine die Auflistung aller Personen und Häuser am Ende jedes Romans erstreckt sich über 60 Seiten! Ohne Zweifel hat Martin eine eigene kleine Welt erschaffen, die viele Leser und Zuschauer fasziniert.
Natürlich hat der Erfolg viel mit Werbung und Merchandising zu tun (ich bin zum Beispiel erst durch die Fernsehserie auf die Bücher aufmerksam geworden). Aber ich beschäftige mich lieber mit den weniger offensichtlichen Gründen: Den Mythen.
In diesem Beitrag möchte ich genauer auf die Titelwahl eingehen. Warum heißt es „Das Lied von Eis und Feuer“, und nicht Feuer und Wasser? Weil Eis und Feuer ein noch deutlicheren symbolischen Gegensatz bilden. Wasser wäre das Produkt, wenn Feuer heißer als Eis kalt ist. Dann entsteht Wasser. Eis und Feuer stehen sich jedoch symbolisch direkt gegenüber und sind Sinnbilder für zwei sich widerstrebende Kräfte in der Natur:
- Kälte vs. Wärme
- Nacht vs. Tag
- Norden vs. Süden
- Ruhe vs. Leidenschaft
- hart vs. weich
- konservieren vs. transformieren
- verschlossen/kühl vs. offen/feurig (z.B. auch auf die Persönlichkeit von Menschen bezogen)
Es fällt selbst für einen modernen Menschen leicht sich vorzustellen, wie in früheren, weniger zivilisierten Zeiten Menschen sich mithilfe eines Kampfes zweier entgegengesetzter Prinzipien (auch genannt Götter) die Welt erklärten. Der ewige Kampf zwischen Eis und Feuer. Martin hat diesem mythischen Kampf ein neues, modernes Gewand verliehen.
Faszinierend ist natürlich ebenso die epische Wucht der Reihe. Bis zum neunten Buch sind sich die klassischen Kräfte von Eis und Feuer noch gar nicht so wirklich begegnet! Der zentrale Konflikt, den der Titel suggeriert, baut sich erst ganz langsam auf. Während ein Großteil der Protagonisten verzwickte Intrigen und das Spiel der Throne spielen, schleicht sich der Hauptkonflikt erst langsam von außerhalb ins Bewusstsein der belebten Welt. Die Rückkehr von magischen Phänomenen in ein Land, das diese Dinge als Mythen und Märchen abgestempelt hat. Das Unbewusste (Träume, Magie und Wunder) drängt ins Bewusstsein der Welt.
Vielleicht lässt sich daraus auch eine Parallele zu unserer modernen, realen Welt ziehen? Die zunehmende Verbreitung von naturheilkundlichen Therapien, wie Homöopathie, oder die Zunahme von psychosomatischen Erkrankungen und Allergien in den letzten Jahrzehnten kündigen vielleicht ebenfalls eine Veränderung an. Langsam und schleichend.
Die globale Klimaveränderung ist vielleicht ein ähnlich schleichender Prozess, den viele am Rande wahrnehmen, aber doch nicht wirklich als bedrohlich, ernst oder gar real empfinden. Bis es, vielleicht, irgendwann zu spät ist?
Das ist natürlich reine Spekulation. Allerdings scheint eines gewiss zu sein: Der unglaubliche Erfolg von phantastischen Reihen wie „Das Lied von Eis und Feuer“, Harry Potter, Star Wars oder Herr der Ringe zeigt, dass es in einer sich sehr rasant entwickelnden Welt ein extrem hohes Bedürfnis nach mythischen Geschichten gibt.
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