„Wieso, weshalb, warum? Tja…wer nicht fragt, bleibt dumm!“ 😉
Eine Weisheit für die Ewigkeit. Und auch besonders wichtig für den großen und vielfältigen Bereich der Psychologie. Ich habe es hier schon einmal angedeutet: Wenn wir etwas über Menschen lernen wollen, dann geht das nur über Nachurteile, nicht über Vorurteile!
Das ist eigentlich selbstverständlich und daher gehe ich in diesem Beitrag auch nicht weiter darauf ein.
Mir geht es an dieser Stelle mehr um die Unterscheidung von WARUM- und WIE-Psychologie (mehr dazu findet ihr hier in den Kommentaren weiter unten auf der Seite).
Die WIE-Psychologie dominiert heutzutage in der Wissenschaft (und agiert unter den Decknamen Big Five, Hexaco oder Ähnlichem), während kaum jemand außerhalb davon weiß. Die WIE-Psychologie ist nützlich, ohne Frage, man kann damit wunderbar und ziemlich exakt die menschliche Persönlichkeit beschreiben. Aber leider…war es das auch schon. Es ist so, als wollten wir ein originalgetreues Bild von einem Baum in der Natur malen. Vielleicht kommen wir sehr nah an das Original ran…aber dennoch ist es nur ein einfaches Abbild, mehr nicht. Es gibt keine Antworten darauf, WARUM der Baum (oder der eben Mensch) so ist, wie er ist.
Und diese Frage finde ich interessant.
WARUM?
Ein Beispiel: Ein Mann ist auf einer Party, sitzt aber sehr still und etwas zurückgezogen in der Ecke. Nun kommt die WIE-Psychologie hereinspaziert und notiert: Mann ist ruhig, nachdenklich, vielleicht sogar schüchtern oder ängstlich usw. Das Bild ist fertig.
Doch die Warum-Psychologie hat mehr zu tun. Denn eine Frage schwebt noch im Raum: WARUM sitzt der Mann eigentlich da?
Dafür gibt es nun mehrere verschiedene Antworten:
- ihm ist langweilig
- er denkt gerade konzentriert nach und möchte nicht abgelenkt werden
- er beobachtet gerade eine Szene, eine Frau oder den Lichteinfall auf dem Parkett und ist fasziniert
- er lässt gerade den vergangenen Tag Revue passieren, um sich zu entspannen
- er plant gerade seinen nächsten Arbeitstag im Kopf, da er ein wichtiges Meeting hat und vorbereitet sein möchte
- er ist schüchtern, möchte nicht auffallen und wartet darauf, dass ihn jemand anspricht
- er ist gerade etwas krank, wollte sich die Party aber nicht entgehen lassen und ruht sich kurz aus
- er bereitet eine kleine Rede für den Gastgeber vor und spricht sie sich leise vor
- usw.
Die Möglichkeiten sind fast grenzenlos! Und es zeigt: Nicht alles ist so, wie es scheint. Die WIE-Psychologie ist hilfreich, aber gleichzeitig sehr einseitig und dadurch oft nicht ausreichend. Dafür brauchen wir die WARUM-Psychologie, die uns versucht zu erklären, warum etwas so ist, wie es scheint. Und ja, die WARUM-Psychologie ist nicht exakt (man kann also interpretieren!), aber sehr wertvoll mit ausreichend Hintergrundwissen. Womit wir dann wieder mal bei C.G.Jung und seinen kognitiven Funktionen wären.
(Psssssssssssssst! Aufgepasst: Wenn du weißt, WARUM jemand auf eine gewisse Weise handelt, kannst du ihn/sie vielleicht sogar in deinem Sinne beeinflussen…was sicherlich ganz nützlich sein kann 😉 )
Ich finde den Anspruch der Psychologie zumindest was den Big Five betrifft auch eher etwas niedrig. Der Test erklärt nichts, ihm fehlt die Theorie (das Warum). Stattdessen begnügt sich die Psychologie zumindest auf dem Gebiet der Persönlichkeitsforschung mit Fakten sammeln.