Ein Gebot ist so etwas wie eine Regel oder ein Glaube, an den ein Mensch sich hält.
Obwohl ich vermute, dass jeder Mensch gewisse Gebote für sich selbst entwickelt oder von anderen übernommen hat, so gehe ich in diesem Artikel nur auf ein Gebot ein, dass ich selbst verinnerlicht habe.
Das Gebot lautet:
Gebe so wenig wie möglich über dich selbst preis.
Was mag ich? Was nicht? Stimme ich dieser These zu oder eher nicht? An wem oder was bin ich interessiert?
Antwort: Sag ich nicht.
Ich sehe es als meine Privatsphäre, meinen Schutz. Als mein Recht, so zu handeln, wie ich das möchte.
Soweit so gut. Doch daraus ergeben sich zwei weitere Fragen:
1. Was hat das für Konsequenzen?
2. Warum mache ich das? Oder: Wie konnte sich dieses Gebot entwickeln?
Antwort 1: Die Konsequenzen sind vielfältig. Es macht es natürlich nicht einfacher im Umgang mit anderen Menschen. Ständig muss man sich zurückhalten, schweigen oder sogar lügen und nicht die ganze Wahrheit sagen. Das ist schon eine erhebliche Einschränkung.
Dazu ein Zitat von C.G. Jung:
“Loneliness does not come from having no people around one, but from being unable to communicate the things that seem important to oneself, or from holding certain views which others find inadmissible.”
Frei übersetzt: Man fühlt sich nicht alleine, weil niemand in der Nähe ist, sondern weil man sich unfähig fühlt über die Dinge zu reden, die einem wichtig sind.
Ich denke da ist etwas dran. Außerdem findet man natürlich mit so einer Einstellung viel weniger Freunde und Freundschaften. Da sich Freundschaften zum einen über gemeinsame Interessen definieren und zum anderen über Dinge, die man mit anderen teilt.
Ich fühle mich geschmeichelt, wenn ein Anderer mir etwas sehr persönliches anvertraut. Und dennoch vertraue ich nur sehr wenigen Menschen etwas sehr persönliches von mir an.
Warum?
Da sind wir bei Antwort 2:
Zum einen hat es mit Vertrauen zu tun. Ich habe sicherlich Erfahrungen gemacht, dass nicht jeder Person uneingeschränkt zu trauen ist. Sonst hätte sich so ein Gebot nicht entwickelt. Dabei muss es gar nicht zentral um mich gegangen sein. Es reicht schon, wenn eine Person A mir etwas über Person B anvertraut, was sie eigentlich nicht hätte weitersagen sollen.
Wem kann ich wirklich vertrauen?
Der zweite Aspekt, warum ich meine Privatsphäre schütze, könnte damit zu tun haben, dass ich viele Dinge aus einer Sicht betrachte, die viele Menschen nicht teilen und/oder nachvollziehen können.
Vermutlich kam es daher zwangsläufig in meiner Vergangenheit zu Situationen in denen sich andere Menschen über meine Gedanken, Ideen oder Meinungen lustig gemacht haben. Viele Menschen kennen das und handeln anders als ich. Sie verteidigen ihre Ansichten und lassen sich durch eine Diskussion oder einen Streit auch nicht aus der Bahn werfen.
Ich bin da jedoch anders. Ich gehe einem Streit gerne aus dem Weg. Außerdem dachte ich oft, wenn ein Großteil der Leute meine Meinung komplett nicht nachvollziehen können, dass etwas mit mir nicht stimmt oder ich etwas übersehen habe. Vor diesem Hintergrund erschien es durchaus plausibel, lieber ruhig zu sein und die eigenen Gedanken für sich zu behalten.
Doch leider werden Strategien, die man in der frühen bis späten Kindheit entwickelt hat, zu leicht übernommen und nicht mehr hinterfragt. Dadurch handelt man sich als Erwachsener mehr Probleme ein als man welche löst.
Erkannt habe ich das. Jetzt muss ich es nur noch umsetzen. 😉 (Und nein, dass wird sicherlich nicht allzu leicht…)
Richard David Precht hilft mir dabei, denn er schreibt in seinem Buch „Die Kunst kein Egoist zu sein“, dass schon einst Schopenhauer gesagt hat, dass es drei gesellschaftliche Stufen der Anerkennung gibt:
1. Man wird verlacht.
2. Man wird bekämpft.
3. Es gilt als selbstverständlich.
Wer sich alleine die technische Entwicklung anschaut, was viele „Spinner“ vor 10-20 Jahren gesagt haben und was tatsächlich eingetreten ist, der wird mindestens ein Körnchen Wahrheit darin entdecken.
Und das macht Mut.
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