So, das ist erst mein zweiter Beitrag zum Thema Fußball. Der erste Beitrag hatte mit Fußball ja auch nur am Rande zu tun, siehe hier. Und da das runde Leder und das Spielchen ja einen beträchtlichen Anteil an meinem Leben(swerk) hat, „muss“ ich nun ein bißchen dazu schreiben.
Viele Wege führen ja bekanntlich nach Rom (oder nach München oder London – je nachdem, an welchem Ort gerade das Champions League Finale ausgetragen wird), doch es scheint momentan zwei erfolgreiche Modelle zu geben, die um den totalen Triumph streiten:
Den Mourinho- und den Guardiola-Style.
In gewisser Weise sind das zwei entgegengesetzte Philosophien: Individuum und Power vs. Kollektive Kontrolle und Tiki-Taka. Also die besondere Fähigkeit von Einzelspielern vs. eine harmonische Gemeinschaft. Real Madrid gegen Barcelona. Klar.
Doch dahinter steckt mehr…
Ist auch nicht schwierig zu erkennen. Mourinho ist der exzentrische Star-Trainer (The Special One) und Guardiola ist der ruhige Stratege, eine Mischung aus Wissenschaftler und Künstler, der den Rummel mit den Medien nicht ausstehen kann. Beide haben ihre eigene Handschrift.
Mourinho und seine Ecken und Kanten
Mourinho setzte schon immer auf kräftige und kantige Spieler (Lucio, Terry oder Pepe) und die individuelle Klasse seiner Spieler, ob sie nun Drogba, Lampard, Sneijder oder Cristiano Ronaldo hießen. Einige Spieler haben auch so ihre Ecken und Kanten (genau wie Mourinho selber). Sein Spielsystem hat er immer individuell an sein Spieler-Potenzial angepasst (auch wenn die kompromisslose Defensive immer wichtig war).
Guardiola und sein Teamplay-System
Guardiola geht da einen ganz anderen Weg: Er hat eine feste Spielphilosophie und Struktur und sucht sich passend zum System seine Spieler. Individualisten, wie Henry, Eto’o oder Ibrahimovic hatten bei ihm einen schweren Stand. Er bevorzugt ganz klar kleine, technisch starke Teamplayer, wie Busquets, Iniesta, Xavi, den jungen Pedro oder den momentan vermeintlich besten Fußballer der Welt: Messi.
Beide Trainer haben mit ihren Philosophien einige Erfolge vorzuweisen, unter anderem den mehrfachen Gewinn der Champions League. So ist es auch nicht weiter erstaunlich, dass beide Trainer (mehr oder weniger freiwillig) Nachahmer gefunden haben.
Denn (und das ist eine der Kern-Aussagen dieses Artikels):
Diese beiden Spiel-Philosophien haben sich heimlich über ganz Fußball-Europa ausgebreitet!
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Hier ist eine kleine Liste meinerseits:
Mourinho-Anhänger: Tuchel (Mainz), Slomka (Hannover), Schaaf (Bremen), Chelsea, Paris St. Germain, Klopp und seine Dortmunder und auch Italien (letzte WM). Typische „Mourinho“-Spieler: Neymar, CR7, Drogba, Gomez, Pepe, Balotelli, Ibrahimovic, Ronaldinho, Khedira, Özil, Pirlo usw.
Guardiola-Anhänger: van Gaal, Favre (Gladbach), Rangnick (früher Hoffenheim), Hitzfeld (Schweiz), Löw und die deutsche Nationalmannschaft, Bayern München und natürlich Spanien. Typische „Guardiola“-Spieler: Xavi, Iniesta, Busquets, Lahm, Badstuber, Kroos, Dante, Klose usw.
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Der richtige Weg?
Tja, alles schön und gut. Aber was ist denn nun der bessere Weg?
Ich denke, den gibt es nicht. Beide Philosophien haben ihre Stärken und Schwächen.
Der Problem des Individualismus ist klar: Es bildet sich nur schwer eine wirklich verschworene Gemeinschaft. Außerdem ist man immer auf Geistesblitze einzelner Spieler angewiesen.
Doch auch der kollektive Guardiola-Ansatz hat seine Schwächen: Im Prinzip haben diese Teams oft Probleme damit kreativ zu sein, wenn ihr Konzept nicht greift. So ist Barcelona letztes Jahr an Chelsea gescheitert, die konsequent mit 11 Mann den Strafraum „abgeschlossen“ hatten. Milan gelingt es diese Saison schon wieder Barca mit einem ähnlichen Ansatz vor Probleme zu stellen. Und auch Deutschland und die Bayern sind in den letzten Jahren öfters gescheitert, wenn der reine Ballbesitz und ihr Spiel-Konzept nicht ausreichten, um ein Team zu knacken.
Die zwei Giganten des Weltfußballs.
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P.S.
Das heißt natürlich nicht, dass Mourinho-Anhänger komplett ohne System spielen oder Guardiola-Anhänger keine starken Einzelspieler besitzen, denn das wäre Blödsinn. Die beiden Philosophien sind nur Schwerpunkte. Nicht zuletzt sieht man das an Jürgen Klopp. Obwohl er klar ein Trainer-Typ á la Mourinho ist, so ähnelt sein Spielkonzept auch sehr dem Team-Denken von Guardiola. Am Ende muss es einfach passen zwischen Mannschaft und Trainer.
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