„Flop“ ist ein hartes Wort. Ich weiß. Besonders, wenn ein solcher „Flop“ ungeheure Einnahmen in die Kassen spült. Wie das Finale von Game of Thrones oder der letzte Star Wars Film aus der neuesten Trilogie.
Dennoch: Beide haben viele Fans enttäuscht.
Wieso?
Schuld ist Joseph Campbell. Der Mythenforscher und seine Theorie waren das spannendste Thema während meines Studiums.
Er hat nämlich die Theorie der „Heldenreise“ (Der Heros in tausend Gestalten) veröffentlicht.
Und seitdem haben sich hunderte Blockbuster dieser Theorie bedient und Milliarden Einnahmen generiert.
Aber noch wichtiger: Sie haben die Menschen inspiriert! Diese Blockbuster wurden nicht nur einmal geguckt. Mehrmals. Manche ein Dutzend Mal und mehr.
So auch Star Wars.
Ohne Star Wars, ohne Campbell und seine Heldenreise wäre ich jetzt kein Texter/Schriftsteller und es gäbe diese Zeilen und auch diesen ganzen Blog hier nicht.
Joseph Cambpell inspirierte George Lucas und seinen Krieg der Sterne, der wiederum eine riesige Welle losgetreten hat, die bis heute noch weiterrollt.
Bis … nun ja, Star Wars „Der letzte Jedi“ kam.
Und das Finale von Game of Thrones.
Vielleicht war es Absicht, eine geplante Revolution. Das Ende der Heldenreise einläuten. Das Ende des klassischen Blockbusters. Überraschungen und Wendungen kreieren, die niemand kommen sehen hat …
… oder vielleicht war es keine Absicht?
Vielleicht gab es andere Gründe?
Ich weiß es nicht.
Ich weiß nur, dass das Finale von Game of Thrones und der letzte Star Wars Film (Episode VIII) bei den Fans nicht gut angekommen sind.
Und ich weiß, wieso.
Es fehlt die Heldenreise.
Es fehlt das Lernen.
Es fehlt die Entwicklung von Charakteren.
Es fehlt die Befriedigung des Endes.
Vielleicht ist dies der Beginn einer neuen Ära des Geschichtenerzählens? Diese Veränderungen gab es immer und wird es immer geben. Einfach mal etwas Neues machen.
Möglich.
Aber ich glaube es nicht.
Das, was Campbell erforscht hatte, die Reise des Helden, ist etwas Universelles, was sich seit Tausenden von Jahren im Menschen entwickelt hat. Es war immer da. Campbell war nur der erste, der es auf diese Art und Weise zusammengefasst hat. Er hat unserem Unterbewusstsein eine Form gegeben. Vielleicht sogar eine Formel.
Eine Formel, die funktioniert, um Geschichten fesselnd zu machen … bis zum Ende.
Das bedeutet natürlich nicht, dass alle Geschichten gleich und damit langweilig sein sollen. Das beste Beispiel dafür? Eben Game of Thrones!
Nur nicht das ideenreiche, aber unbefriedigende Ende, sondern das, was so viele Fans (und ich) gefeiert haben und noch immer feiern:
Ein Beispiel gefällig?
Die rote Hochzeit!
(Ich versuche zwar Spoiler zu vermeiden, aber ich kann nicht dafür garantieren, dass mir das auch gelingt!).
DIE kam überraschend! Aber war trotzdem ganz im Sinne der Heldenreise.
Es geht also beides.
Was ist der Unterschied zu anderen „überraschenden“ Wendungen?
Sie war „verdient“.
Ein folgerichtiges Resultat von gewissen Entscheidungen – und dennoch kam sie völlig unerwartet.
Ein Kunststück, ja.
Aber mit einer Formel!
Beim Finale hat es jedoch nicht geklappt. Weil die Formel, die Heldenreise gefehlt hat.
Viele der Charaktere haben nicht das Ende bekommen, das zu ihrem Anfang gepasst hat. Es heißt nicht umsonst „HeldenREISE“. Es ist ein Weg.
Ein Weg kann im Zickzack verlaufen, kein Thema. Man kann auch mal den falschen Weg gehen und wieder Umdrehen und eine andere Abzweigung nehmen.
Aber eine richtig gelungene Geschichte, die den Leser oder den Zuschauer packt, auch am Ende, benötigt eben einen Weg, dessen Anfang und Ende zusammenpassen.
Das ist bei Game of Thrones nicht der Fall, bei dem neuesten Star Wars Streifen teilweise.
Viel zu viele Wendungen kommen (gefühlt) aus dem Nichts. Als Zuschauer fragt man sich ständig: Warum macht er/sie das plötzlich? Es ergibt keinen Sinn.
Der rote Faden fehlt, denn der ergibt einen Sinn.
Wenn es um Geschichten geht, braucht man einen roten Faden.
Ich glaube aber auch, dass man im „wahren“ Leben, außerhalb von Westeros oder einer weit, weit entfernen Galaxis einen roten Faden benötigt.
Denn: Ein roter Faden gibt Halt und Orientierung.
Ich wage mal zu behaupten: Die braucht JEDER mal.
Das Problem: Ein roter Faden lässt sich meist erst erkennen, wenn man zurückschaut. Denn wie Yoda bereits gesagt hat: Ungewiss die Zukunft ist.
Doch dazu müssen wir immer mal wieder zurückschauen und den roten Faden knüpfen. Machen wir das, bietet er uns Orientierung für das, was wir noch nicht kennen:
Die Zukunft.
Kommen wir zu meinem roten Faden.
Erst einige Jahre nach meinem Studium wurde mir bewusst, dass es keine sonderlich große Überraschung war, dass mich Campbells Heldenreise so sehr fasziniert hat. Damals dachte ich, dass es irgendwie mit meinem Wunsch des Schreibens zu tun hatte, was jedoch nicht die ganze Wahrheit widerspiegelt.
Tatsächlich ging es mehr darum, was einen Helden ausmacht. Und das, lieber Leser, liebe Leserin, ist ein Muster, das ich damals noch nicht verstanden habe.
Erst jetzt kenne ich den Namen des Musters.
4 Buchstaben.
ENFP.
Der Persönlichkeitstyp, der vermutlich mehr als jeder andere von „Helden“ angezogen wird …
… Fortsetzung folgt.
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